nikon z 6iii - meine ersten erfahrungen



Kamerahersteller sind wirklich nicht zu beneiden. Kaum stellen sie ein neues Modell vor, wird es mit allen aktuellen Kameras verglichen. Und sobald nicht hinter sämtlichen Spezifikationen ein grüner Haken gesetzt werden kann, gerät die Welt förmlich aus den Fugen.

   So ergeht es auch Nikon. Kaum ist die Z 6 vorgestellt worden, schon verblassen alle technischen Neuerungen neben der Diskussion um das einzelne Kartenfach. Auch bei der Z 6iii leistet sich Nikon solch einen Streitpunkt, diesmal durch den gegenüber aktuellen Modellen leicht reduzierten Dynamikumfang.

Doch sind sämtliche Diskussionen, was Nikon hätte besser machen können, so berechtigt sie auch sein mögen, wenig hilfreich, sofern man aktuell vor einer Kaufentscheidung steht und aus der Vielzahl der Modelle zu wählen hat.

  Daher möchte ich versuchen, das Thema etwas zu entschärfen und zusammentragen, ob und welche Verbesserungen ich bei der Z 6iii im Vergleich zur älteren Z 6 sehe, damit sich Um- oder Neueinsteiger ein besseres Bild davon machen können, inwieweit sich eine Z 6iii für sie lohnt.


meine beweggründe


Meine Fotoausrüstung bestand lange Zeit aus einer D800 und einer D500. Mit dem Erscheinen der Z6 im Herbst 2018 habe ich mich von der D800 getrennt. Meiner D500 blieb ich aber noch einige Jahre treu, denn bei den 24,5 MP der Z 6 blieb kein Spielraum zum Beschneiden meiner Bilder und der Autofokus konnte es mit dem der D500 nicht aufnehmen.

  Mit den immer zahlreicher erscheinenden Z-Objektiven, die in vielen Fällen meinen F-Objektiven qualitativ überlegen waren, stand ich mit mehr und mehr zwischen zwei verschiedenen Welten. Das machte sich spätestens bemerkbar, sobald ich meine Ausrüstung einpacken wollte und mich aus Platz- und Gewichtsgründen irgendwie zwischen den beiden Systemen entscheiden musste.

Dann kam ich günstig an eine Z 7ii, deren 45 MP mehr als genug Spielraum zum Croppen bieten. Damit war der "Reichweitenvorteil" meiner D500 überholt und der Umstieg auf das Z-System besiegelt.

   So weit, so gut. Doch geriet ich gerade bei der Tierfotografie immer wieder in Situationen, in denen ich dem Autofokussystem der D500 nachtrauerte.

   Die Z 9 oder die Z 8 hätten hier alsbald für Abhilfe sorgen können. Doch übersteigen beide Kameras meine finanziellen Möglichkeiten deutlich. Noch dazu bin ich gerne mit zwei Bodys unterwegs.

  Die Z 6iii versprach unter anderem, mit einem deutlich verbesserten Autofokussystem daher zu kommen. Wäre sie damit nicht die ideale Ergänzung zu meiner Z 7? Ich beschloss, den Versuch zu wagen.


der dynamikumfang


Ich möchte dieses Thema zu Beginn nur anschneiden, weil es zur Zeit die Diskussionen in den Foren bestimmt.

   Zugegeben, ich habe mir bislang um den Dynamikumfang einer neuen Kamera nicht allzu viele Gedanken gemacht. Ich bin einfach stillschweigend davon ausgegangen, dass neue Bildprozessoren mit besseren Ergebnissen daher kommen, wie es vor dem Erscheinen der Z 6iii üblich war.

   Nikon hat, so liest man allgemein, den Dynamikumfang zugunsten höherer Serienbildraten nicht nur nicht erhöht, sondern, verglichen mit den anderen aktuellen Modellen, sogar reduziert.

  Das hat offensichtlich noch höhere Sprengkraft, als der Verzicht auf das zweite Kartenfach bei der Z 6/Z 7.

  Laut einigen Fotografen fällt der reduzierte Dynamikumfang in der Praxis nicht auf. Andere führen an, bei einer neuen Kamera zu einem solchen Preis sei ein Rückschritt nicht hinnehmbar. Beide Argumente sollte man bei der persönlichen Bewertung der Z 6iii im Sinn haben.

   Für mich persönlich erscheint die geringere Dynamik hinnehmbar, sofern die Kamera nur genügend andere Vorteile mit sich bringt.

Nachstehend ein grafischer Vergleich des Dynamikumfangs der Z 6iii und der Z 8. Aus rein nostalgischem Interesse habe ich noch die D50 und die D700 in die Darstellung aufgenommen, mit denen ich einst gerne fotografiert habe.


erste eindrücke


Nimmt man die Z 6iii das erste Mal in die Hand, fällt direkt der etwas ausgeprägtere Handgriff auf. Damit greift sie sich noch etwas besser, als die Z 6.

   Noch ein Unterschied wird sofort spürbar, sobald man die Kamera in beide Hände nimmt: durch das Scharnier für das Schwenkdisplay ist das Gehäuse auf der linken Seite deutlich dicker und dadurch unhandlicher, solange man kleine Objektive nutzt und das Gehäuse mit beiden Händen greift. 

   Im Prinzip freue ich mich über das Schwenkdisplay, dass ich zuvor bei Aufnahmen im Hochformat oft vermisst habe. Noch schöner wäre es aber gewesen, und da stimme ich mit vielen Testern überein, hätte Nikon der Z 6iii das Klappdisplay der Z 8 bzw. Z 9 gegönnt. So wird der Vorteil bei Aufnahmen im Hochformat durch das nicht ganz so komfortable Arbeiten im Querformat wieder ausgeglichen.

  Ansonsten gleichen sich die Gehäuse der Z 6 und 6iii auf den ersten Blick stark. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die Z 6iii doch ein Stück tiefer ist. So hat ein ausgeprägterer Sucher Platz gefunden und das Top-Display ist quadratisch geworden und verfügt über einen extra Schalter für die Beleuchtung. Der "Z 6iii"-Schriftzug ist ebenfalls auf die Gehäuseoberseite gewandert. Ein gar nicht mal so sinnloses Detail, wie ich finde, da man die Kamera so z.B. im Rucksack deutlich leichter von anderen unterscheiden kann.

   Auf der Rückseite haben die Schalter für die Bildwiedergabe und die Serienbildgeschwindigkeit die Positionen getauscht, weshalb ich mich noch fleißig verdrücke.

   Auch die Konstruktion der beiden Ösen für den Kameragurt wurde verändert. Dadurch klappern sie in einer Weise, dass ich beim ersten Tragen dachte, in der Kamera wäre Teile lose. Da ich keinen Gurt nutze, habe ich die Ösen kurzerhand entfernt.

Die Menüführung der Z 6iii gleicht den Vorgängern bis auf das hinzu gekommene "Netzwerkmenü". Hier finden sich der Flugmodus sowie alle Menüpunkte zur Verbindung der Kamera mit anderen Geräten bzw. dem Internet.

   Nachteile finde ich in der Menüführung keine, dafür aber ein paar sehr erfreuliche Verbesserungen. So gibt es für die Anzeige des künstlichen Horizonts nun 2 Modi. Wieder dabei ist die Darstellung mittels zweier Balken wie man sie noch von der D500 kennt und die mir deutlich lieber ist, da sie das Motiv im Sucher nicht so deutlich überlagert. Allerdings erscheint mir die Einstellung empfindlicher zu reagieren, als früher. Es ist aus der freien Hand gar nicht so leicht, die Anzeige in der Waage zu halten.

   Es gibt nun eine Möglichkeit, die Anzeigen im Display von weiß auf rot umzustellen, was bei Nachtaufnahmen deutlich angenehmer ist.

   Eine weitere Verbesserung: bei Aufnahmen im Hochformat werden nun auch die Bildinformationen gedreht dargestellt.

   Der Punkt, der mich allerdings mit am meisten freut ist, dass man das Fokusmessfeld im AF-C so einstellen kann, dass es grün angezeigt wird, sobald die Kamera fokussiert hat.

   Zwei Wermutstropfen bringt die Z 6ii allerdings für mich mit sich:

-  sie hat leider nicht die Sensorabdeckung der Z8 und Z9 geerbt, die bei Objektivwechseln doch äußerst praktisch sind. Trotz aller Vorsicht sind die freiliegenden Sensoren einfach anfällig gegenüber Staub.

- durch die geringfügig veränderten Abmessungen des Gehäuses der Z 6iii passen leider keine der Hand- oder Batteriegriffe, die für die Z 6 oder Z 6ii gemacht sind. Und den optional erhältlichen Batteriegriff MB-N14 halte ich mit einem UVP von ganzen 399,00 EUR für maßlos überteuert! Da heißt es wieder einmal, auf die Fremdanbieter zu warten.


autofokus


Hier hat die Z 6iii meiner Ansicht nach den größten Sprung nach vorne gemacht und erhebt sich damit mehr als deutlich über ihre Vorgänger.

   Die verschiedenen Modi konnte ich bislang noch gar nicht alle ausprobieren. Allerdings gibt es 2 Plätze im Fokusmenü, bei denen ich die Messfeldgröße frei definieren kann.

   Ich bin hier einem Vorschlag von Steve Perry gefolgt und habe mir ein Einzelmessfeld eingestellt. Der Vorteil? Im Gegensatz zur echten Einzelfeldmessung ist hier die Motiverkennung aktiv. Das habe ich im Zoo gleich einmal ausprobiert und siehe da, das Messfeld springt im AF-C Modus vom Messfeld auf das nahegelegene Auge und verfolgt es bei moderaten Bewegungen automatisch weiter.

   Natürlich musste der Autofokus auch bei den Anemonenfischen

sein Können unter Beweis stellen. Die automatische Motiverkennung hatte überhaupt keine Probleme, die Tiere zu erfassen, was mir mit den Vorgängermodellen nicht so leicht gefallen ist. Allerdings ging das Messfeld nur selten direkt auf die Augen der Tiere, was in diesem Fall nicht sehr überrascht. Hier werde ich bei nächster Gelegenheit noch mehr Zeit verbringen und die anderen Modi durchtesten.

   Ein weiterer Punkt, der mir bei der Z 6iii auffällt, ist die verbesserte Erkennung eines Motivs trotz sehr geringer Kontraste. So hatte die Kamera keine Probleme damit, in einem relativ dunklen Gehege bei einem braunen Tier vor braunem Grund auf die schwarzen Augen zu fokussieren (s. Bild). Ich bin überzeugt, der Autofokus der Z 6 hätte hier erst gar nicht gegriffen.

Mittlerweile habe ich noch einmal das Wetter genutzt, um für einen weiteren Test in den Opelzoo zu gehen. Ich will herausfinden, was die automatische Messfeldsteuerung mit der Motiverkennung für Tiere leistet. Bereits am ersten Gehege bin ich beeindruckt. Ich habe die Kamera noch nicht richtig vor Augen, da hat der Autofokus bereits das Auge eines Pinguins erfasst. Selbst bei den schwarzen Köpfen der Ibise liegt das Messfeld auf dem Auge. Probleme die Augen zu finden hat die Kamera nur bei den Elefanten,  einem sehr gleichmäßig braun gefärbten Wildesel und einem dösenden Riesenkänguruh.

   Bei der Sichtung der Bilder am PC fällt auf, dass die Kamera gerade bei Serienbildern häufiger bei der Motiverkennung ein oder zwei Schritte zurückgeschaltet hat. Dann fokussiert sie statt auf die Augen entweder auf den Kopf oder aber den ganzen Körper. Ganz daneben liegt der Fokus aber nur bei einem einzigen Bild.

   Zugegeben, viele meiner Motive befanden sich vor relativ einfachen Hintergründen. Dennoch begeistert mich die Trefferquote und vor allem die Fokusgeschwindigkeit. Zwar fehlt mir der direkte Vergleich zur Z8/Z9, gegenüber der Z6 hat der Autofokus der Z6iii jedoch einen echten Quantensprung gemacht. Allein bei dem einen Zoobesuch sind mir Bilder gelungen, die ich mit der Z6 so zumindest nicht mit dieser Konsistenz hinbekommen hätte.

   Etwas hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist allerdings die Fähigkeit der Z 6iii bei Dunkelheit zu fokussieren. Ich empfinde den Unterschied zur Z 6 nicht so groß, wie es die Ankündigung mich hat glauben lassen.


Junges Fossa, Zoo Frankfurt
Junges Fossa, Zoo Frankfurt

die auflösung


Nikons "Einstiegsmodelle" im Vollformat haben schon seit Jahren eine Auflösung von 24 MP, sei es die D 750/D 780 oder aber die Z 5/Z 6.

   Diesem Wert bleibt auch die Z 6iii treu, obwohl Sony mit der a7 iv bewiesen hat, dass eine Auflösung von 33 MP nicht automatisch mit einem deutlich höheren Verkaufspreis einhergeht.

   Viele, die mit einer ähnlich hohen Auflösung nun auch bei der Z 6iii gerechnet haben, sehen sich enttäuscht. Für mich persönlich war die

Auflösung der Z 6 jedoch nie wirklich ein Thema. Für die Mehrzahl

meiner Anwendungen reichen 24 MP vollkommen aus. Daher sehe ich in der beibehaltenen Auflösung keine verpasste Gelegenheit oder gar ein kaufentscheidendes Kriterium. 

  Aus der Sicht von Nikon ist die geringere Auflösung meiner Meinung nach nachvollziehbar, bleibt so doch eine eine deutliche Abgrenzung der Z 6iii gegenüber der Z 8 erhalten.

   Wem die Auflösung wichtig ist, findet ohnehin in der Z 8 mit 45 MP bereits das ideale Werkzeug.


schlußgedanken


Als Besitzer einer Z 6 war die Z 6ii für mich kein sinnvolles Upgrade. Die Z 6iii bringt nun aber so viele Vorteile mit sich, dass der Umstieg in meinen Augen gerechtfertigt ist. Der Autofokus der Z 6iii kommt mir gerade bei der Tierfotografie wie eine Erlösung vor und lässt mich erstmals meine D500 verschmerzen.

  Die Motiverkennung des Autofokussystems in Kombination mit der höheren Bildgeschwindigkeit erhöht meine Trefferquote deutlich, vor allem bei der Tierfotografie. Zusätzlich wirken das Handling und die Einstellmöglichkeiten der Z 6iii ein deutliches Stück ausgereifter.

Wäre ich auf der Suche nach meiner ersten spiegellosen Nikon und wäre das Budget nicht mitentscheidend, fiele meine Wahl ganz klar auf die Z 8. Soll die Kamera aber günstiger und vielleicht auch kleiner und leichter sein, würde ich mich für die Z 6iii entscheiden.

   Wer keinen großen Wert auf einen schnellen Autofokus oder eine vielseitige Motiverkennung legt, findet in der Z 6ii/7ii ausgereifte und mittlerweile sogar recht kostengünstige Modelle. 

   Für mich stellt die Z 6iii jedoch endlich die spiegellose Kamera dar, die die Z 6 von Anfang an hätte sein sollen.


Dafür:

 

+ Leicht vergrößertes Gehäuse, liegt sehr gut in der Hand.

+ Schwenkdisplay, erleichtert Aufnahmen im Hochformat.

+ eigenes Menüfeld für Netzwerkeinstellungen.

+ Bildinformationen werden im Hochformat gedreht angezeigt.

+ Umstellung der Farbe der Anzeigen bei Nachtaufnahmen möglich.

++ 2 wählbare Anzeigen für künstlichen Horizont.

+++ sehr hohe Serienbildgeschwindigkeit.

+++ Fokusmessfeld kann im AF-C-Modus grün angezeigt werden,

        sobald das Motiv im Fokus ist.

+++ Frei definierbare Messbereiche für den Autofokus erlauben

        Anpassung an die jeweiligen Aufnahmesituation.

+++ Leistungsstarkes, schnelles AF-Modul (auch bei geringen

        Kontrasten).

Dagegen:

 

- hoher Anschaffungspreis.

- einfaches Schwenkdisplay, nicht das Klappdisplay der Z 9/Z 8.

- "nur" 24,5 Megapixel Auflösung.

- reduzierter Dynamikumfang gegenüber vergleichbaren Modellen.

-- ggf. eigener, teurer Batteriegriff notwendig.

-- Keine Sensorabdeckung. Sorgfalt beim Objektivwechsel notwendig.


Gepard, Zoo Dresden. Nikon Z6iii + Nikkor Z 180-600 f/5.6-6.3 VR; 1/500 Sek., f/6.3, ISO 3.200, 410 mm
Gepard, Zoo Dresden. Nikon Z6iii + Nikkor Z 180-600 f/5.6-6.3 VR; 1/500 Sek., f/6.3, ISO 3.200, 410 mm

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Hinweis: Ich fotografiere zu rein privaten Zwecken und schildere hier ausschließlich meine persönlichen Eindrücke. Ich erhalte keinerlei materielle oder finanzielle Zuwendung von Nikon oder anderen hier erwähnten Herstellern.